Grüß Gott, ich heiße Helga
heisst das Bier übersetzt ins Süddeutsche. I wois net, übersetzt aus dem schwäbischen: „ich weiß nicht“, genauer: ich weiß nicht so recht, was ich mit diesem Bier anfangen soll. „cherry infused“. um Gottes Willen, so was wie Bluttransfusion, rhesus negativ? Das Bier ist strunzgelb und Kirschen sind für mich allemal rot, ich kenne
sogar gelbliche Kirschen, sog. Schecken, die gammeln aber schneller, als man sie infusen kann.
Ja, ich geb’s zu, es war ein anstrengender Tag, im Laden dann hilflos rumgeguckt, was ich so trinken kann will soll muss. Der Blick fiel dann auf die nächstbeste Frau, die Helga, und ich der Macker: die vernasch ich mal, natürlich ganz alleine, nee, keine rote Unterwäsche, schönes gelb, aber wo Kirsche? Im Aroma, okay. Ich habe aber auch keinen Bock Helga stundenlang zu befragen, wie genau denn die Kirsche in sie reingekommen ist. infused eben.
Wenn ich „Kirsche“ denke, sehe ich „Rot“, etwas muss falsch sein mit mir, ich bin meiner Zeit weit, weit voraus oder noch weiter hinterher. Jetzt Obacht, in Wirklichkeit ist es so: Wer wirklich altmodisch ist, ist seiner Zeit weit voraus, weil alles kommt wieder, z. B. roter Kirschsaft. Rot ist die Kirsche und Schwarzbraun die Haselnuss, echt jetzt, schwarzbraun?
Als ich das Kriek von Nogne o im Glas hatte, mit Kirschen aus der Telemark, „hallo mein Name ist Norwegen“, da war die Sache glasklar rot, rötlich, handgepflückte norwegische Kirschen aus der Telemark, dem norwegischen Pisswetter entrissen: mächtige Wikingergesellen stellen ihre Leitern an schwächliche vom Polarlicht matt erleuchtete Obstbäume, sternhagelvoll mit Kirschen und pflücken mit oberschenkelstarken Armen so dick wie Putins nackte Brust, Hallo, mein Name ist Wladimir, kleine, rote Früchtchen vom Baum. So ist das dort oben, super leckeres Bier übrigens, flamingo-rötlich, eben echt kriekig. Helga dieses postmoderne Bierfrüchtchen, da habe ich keine Gewissheit mehr, ist das vielleicht doch ein Beate Uhse Püppchen, ein fake, ein Craftbierluder, Hopfenflittchen oder steckt molekulare Bierküche dahinter, die Kirscharomen den schottisch globalisierten Marktkirschen entrissen durch raffiniert komplexe Extraktionsmechanismen mittels filigraner Glaskolonnen, und dann wieder rediffundiert in die Helga Maische. Ich weiß es nicht, ich kann auch nicht jede Frau danach fragen, ob sie weiß wer Chomsky ist, genau, ein Cocktail, ich kann auch nicht für jedes Bier nach dem mich dürstet das winzig gedruckte Etikett lesen, ich fummele schließlich auch nicht am T-shirt jeder biertrinkenden Frau, ob sie denn Bioware anhat. Eben!
Zurück: wenn Kirsche, dann Bier rötlich, ROT, Kirschrot, Lippenstiftkirschrot, Lippenstiftkirschkussmundrot, und prima ist alles, so schwer ist das nicht, ich bin über 50 und bin sowas von voraltmodisch. Helga ist sowas wie die „every flavour beans“ bei Harry Potter, irgendwann krieg ich von diesen Saubrauhunden Dudelsackaroma ins Bier.
Ratebeer gibt mittelmäßige 47 Punkte, zu Recht, Helga ist ein schlechter onenight drink, die steht bei mir noch bis morgen Vormittag rum. ratebeer faselt: „Cherry interplays with sweet tropical fruit and resinous hoppy notes. A warming malty backbone supports a dry, bitter finish.“ Erster Teil wegen mit, bitter finish auch, aber warming malty backbone ist doch gelogen, frigide ist die Helga.
„Brewed exclusively for the German market, this Hello My Name brew features a twist of flavour inspired by the Black Forest.“ Die deutschen Bierfreier sollen also nach den Marketingvorstellungen der schottischen Hundsfotte heimatliche Schwarzwald-Orgasmen bekommen, wenn sie dieses Bier aus den nordischen Highheels inhalieren oder trinken? Die Helga aus dem Schwarzwald, liebe Schottlandcollies, trägt einen Bollenhut mit, ich wiederhole mich – roten – Kirschbommeln. ROT verdammt noch mal. Rot ist die Farbe der Bollen bei den unverheirateten Frauen, schwarz die Farbe bei den verheirateten Helgas, gelbe Bollen gibt es nicht, auch nicht für gelbe Kirschbiermädels.
Diesen Schotten war one pint einfach zu erbärmlich, die Schotten denken in Gallonen, Galleonen, Galeeren, Sklaven und Gigatonnen Hopfenbomben. Helga liegt im Bett und stöhnt: „streich mir über meinen Rücken“, ich denke so: „warming malty backbone“, von wegen, Berg und Talfahrt über spitze verwitterte Kalkgrate, Wettersteingebirge Flachland dagegen, das „warming backbone“ softporno-pocahontas-marketing. Im Schwarzwald ist nämlich rein gar nix warm, da kämpfte man sich früher im Dezember durch einen Meter hohen Neuschnee bis zu den Harkhöfen durch, ach was, ich übertreibe, das macht schließlich jeder heute – bin sowas von zeitgeist – also man musste umkehren, glühte am ganzen eiszapfengefrorenen Körper, trank 2 Topinamburschnaps am Kachelofen und sank todmüde ins steiflakige Massenlager, brewdog gabs da noch gar nicht. Das ist Schwarzwald! Und früher trugen Schwarzwälder auf eckigen Holzkraxen irgendwelches Zeugs und Kuckucksuhren – aber niemals schottische Biere – über Stock und Stein, alles nur bitter und herb und nix „warmes backbone“, Schmarrn!
Das Bier passt auch nicht zur Schwarzwälderkirschtorte weil anorektischer Malzkörper, ich könnt mich ja aufregen und sag „Tschüss Helga, mach mal nen Abgang“, ich trinke lieber eine graue Burgunderin.